Trajektverkehr Wolgast

Ergänzende Erläuterungen zum Fährschiff "Stralsund"

Das Fährschiff wurde seinerzeit als Einrichtungsfähre gebaut, dass heißt Be- und Entladung der zu trajektierenden Waggons erfolgte über den Bug des Schiffes, erkennbar an der dort montierten Schranke. Interessant ist der am Heck montierte massive Prellbock mit Schraubenkupplung. Hier wurden die Waggons angekuppelt, um ein unbeabsichtigtes Losrollen bei Bewegungen des Schiffes zu unterbinden.

Im Maschinenraum befinden sich in Fahrtrichtung gesehen die beiden Kessel und dahinter die beiden Dampfmaschinen, welche ihre Drehbewegung auf die achteraus (nach hinten) verlaufenden Schraubenwellen vermitteln. Die Kessel sind übrigens nicht mehr die Originalkessel des Schiffes sondern ein Nachbau aus dem Raw Meiningen von 1986. Von der Größe her entsprechen sie in etwa den Dampflokkesseln der Baureihen 89 oder Baureihen 91. Genau konnte ich das nicht in Erfahrung bringen, so dass ich anhand der Leistungsangaben der Maschinen dies abgeschätzt habe.

Die Maschinen sind übrigens Nassdampfmaschinen, da das Schiff schon einige Jahre vor der Entwicklung der Heißdampfmaschine durch Wilhelm Schmidt vom Stapel gelaufen ist. Es sind noch beide Kessel auf dem Schiff vorhanden. Die Steuerbordmaschine ist auch vorhanden. Die Backbordmaschine sollte restauriert und wieder eingebaut werden. Vermutlich wurden ihr jedoch in der Werft Teile zur Komplettierung der anderen Maschine entnommen und der Rest, da für die weitere Aufarbeitung kein Geld mehr zur Verfügung stand, verschrottet. Falls dieser ungünstigste Umstand doch nicht eingetreten ist, stehen die Teile vielleicht noch in der Reparaturwerft in einer unbeachteten Ecke. Auf den Fotos der Brücke finden Sie die Maschinentelegrafen, mit denen der Schiffsführer die Kommandos zum Fahren der Maschinen an den Maschinenraum übermittelt hat. Die Empfängergeräte befinden sich im Maschinenraum zwischen den beiden Dampfmaschinen an der Rückwand. Das große Pult mit dem halbierten Steuerrad gehört zur Ruderanlage. Hier wurde beim Umbau der Brücke schon seinerzeit übliche moderne Technik als Ersatz für die alte verschlissene mechanische Ruderanlage verbaut. Die Form dieser Geräte ist mir übrigens nicht unbekannt. Da Wolgast zu DDR-Zeiten Bau- und Reparaturwerft für die Volksmarine war, wurden diese Teile der Schiffsausrüstung vielfach in den Marineschiffen verbaut. Was lag also näher, als sich aus diesem Sortiment des VEB Schiffselektronik Rostock zu bedienen, und bei der Rekonstruktion des FS "Stralsund" diese Komponenten zu verwenden.
Jörg Meyer

 
 
 
 

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