Die Halligbahnen gehören eigentlich zu den Küstenschutzbahnen. Das heißt, dass sie keinem öffentlichen Transportbedürfnis dienen, sondern Hilfsmittel für die Küstensicherungsbehörde darstellen, die mit ihnen ihren gesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz der Halligen und des Hinterlandes nachkommt. Mit den Halligbahnen werden schwere Wackersteine und andere Materialien an die jeweiligen Baustellen herangefahren. Es ist ein Zugeständnis der Behörden, dass die Halligbewohner auf Grund der besonders abgeschiedenen Lebensumstände auf den Halligen zur Selbstversorgung eigene private Loren verwenden dürfen, mit denen sie über das Gleis an das Festland fahren dürfen. Betreiber der Bahn und Eigentümer von Gleis und Damm ist momentan der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH), der früher auch als Amt für ländliche Räume und Marschenbauamt firmierte.
Der LKN-SH legt großen Wert auf die Feststellung, dass die Halligbahnen keine Touristenattraktionen sind. Die Dämme, auf denen die Züge fahren, wurden nicht etwa für die Bahn gebaut, sondern die Bahn dient dem Dammbau. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbarer, dass die Behörde wenig Begeisterung für die Interessen von Eisenbahnfreunden zeigt und Anfragen nach Besichtigungen etc. im Regelfall aussichtslos sind.
Auch den Halligbewohnern sind strikte Restriktionen auferlegt: Die Bewohner von Oland dürfen nur Angehörige und Feriengäste auf ihren Loren befördern, die Langeneßer nur Angehörige. Spontane Mitfahrten von Passanten sind strikt verboten und werden mit dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet.
Als Wellenbrecher erfüllen die zehn Halligen vor der nordfriesischen Küste einen unschätzbaren Wert. Um ihren Schutz und ihre Unterhaltung zu sichern, entstanden zwischen 1925 und 1934 die beiden heute noch existierenden Halligbahnen von Cecilienkoog nach Nordstrandischmoor (Spurweite 600 mm; rechts auf der Karte im kleinen Kreis) und von Dagebüll nach Oland und Langeneß (analog der Amrumer Inselbahn mit 900 mm Spurweite; rechts im großen Kreis). Auch auf die (damalige) Insel Helmsand wurde 1930 ein Damm für eine 900mm-spurige Lorenbahn gebaut, die Bahn liegt aber bereits seit 1985 still.
Beide Bahnen lassen sich festlandseitig problemlos besuchen. Während der Dienstzeiten wird der Damm von den Fahrzeugen des LKN-SH befahren, der Motorlorenverkehr läuft dann nachrangig. Oftmals rücken die Bauzüge bereits mit Sonnenaufgang zu ihren Baustellen aus. Nach Feierabend sind die Halligbewohner dann je nach Wetter- und Tidenlage mit ihren recht unterschiedlichen und zum Teil selbst gebauten Gefährten unterwegs.