Die Juister Inselbahn existierte nur 84 Jahre lang. Der ursprünglich angedachte Pferdebahnbetrieb scheiterte nach nur wenigen Betriebsmonaten, da ein Herbststurm die fragile Landungsbrücke mitsamt der Gleisanlagen schwer beschädigte. Dafür wurde diese Bahn aber kurz darauf Vorreiter im Betrieb der ersten Vergasermotoren und war dadurch schon in frühen Jahren sehr fortschrittlich.
Die äußerst schlechte Erreichbarkeit der Insel Juist ist ein Problem, das sich bis heute erhalten hat: Die langgezogene Pfahljochstrecke im Wattenmeer war über Jahrzehnte ein deutliches Indiz dafür. Letztlich trugen die hohen Kosten für die Erhaltung der aufgeständerten Strecke zu der Stillegung im Jahre 1982 bei, nachdem ein ortsnaher Hafen gebaut und eine neue Fahrrinne ausgebaggert wurde.
Die wichtigsten Eckdaten der Juister Inselbahn sind in der nachfolgenden Zeittafel aufgeführt.
19.06.1898 | Eröffnung der Juister Inselbahn zunächst als Pferdebahn durch die Dampfschiffsreederei Norden. Nach nur drei Betriebsmonaten werden die Anlagen bei einem Herbststurm sehr schwer beschädigt. Im darauffolgenden Winter wird das Konzept neu überdacht. |
04.06.1899 | Neuaufbau der Strecke und Umstellung auf Motorbetrieb. Der Juister Bahnhof wird an das Südende des Ortes verlegt und befindet sich nun direkt am Wattenmeer. Die Genehmigung für den Betrieb als öffentliche Kleinbahn wird durch den Regierungspräsidenten in Aurich erteilt. |
27.11.1908 | Neuer Eigentümer der Bahn wird die Aktiengesellschaft Reederei Juist. |
1911 | Der Anleger wird um 300 Meter weiter in das Watt verlängert. |
04.07.1913 | Nachdem 1899 die Motorlok Ricklef in Betrieb genommen wurde und 1902 der Adolf, wird nun die dritte Motorlok von Deutz beschafft, die den Namen Hermann erhält. Alle Lokomotiven sind im Stil alter Trambahn-Dampfloks gebaut. |
1920 | Erneut ändern sich die Eigentumsverhältnisse, nun firmiert der Eigentümer als Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia. |
1921 | Nachdem im Februar 1919 ein neuer Dorfdeich gebaut wurde, musste der bisherige hölzerne Bahnhof aufgegeben werden. Angesichts der äußerst schwierigen wirtschaftlichen Situation in diesen Jahren dauerte es zwei volle Jahre, bis ein Ersatzbau vorhanden ist, der aber lediglich als Provisorium dient. |
28.04.1936 | Einweihung des neuen, auch heute noch vorhandenen Bahnhofsgebäudes. Gleichzeitig wird an der Billstraße eine neue dreigleisige Fahrzeughalle eingeweiht, die aus Flutschutz etwas erhöht erbaut wurde. Der Lokpark wurde im vergangenen Jahr von Benzin- auf Dieselmotoren umgestellt und hierfür eine neue Lok Carl beschafft. Die 1925 in Dienst gestellte Lok Paul wird entsprechend umgebaut, die alten Maschinen, soweit noch nicht geschehen, nun endgültig abgestellt. |
17.03.1947 | Totalzerstörung des Anlegers und der Pfahljochstrecke durch starke Vereisungen der Nordsee. |
05.1949 | Neueröffnung des Anlegers und der erneuerten Pfahljochstrecke. |
1951 | Diesellok Heinrich wird fabrikneu bei Deutz beschafft. |
14.11.1958 | Der erste Talbot-Triebwagen behält auf Juist die Lackierung, die er bereits zuvor bei den Eckernförder Kreisbahnen trug. Neubau der Pfahljochstrecke. Gleichzeitig wird der erste Talbot-Triebwagen 1 gebraucht gekauft, der die markante grau-blaue Lackierung bereits bei seinem Eintreffen trug. In den folgenden drei Jahren werden drei weitere Triebwagen aus Aachener Produktion auf der Insel eintreffen, die die gleiche Lackierung erhalten. |
1966 | Eine neue Deutz-Diesellok wird von den Herforder Kleinbahnen übernommen und erneut mit dem Namen Carl versehen. Der alte Carl kann daraufhin abgestellt und verkauft werden. |
1967 | Die Wagenremise an der Billstraße (bei den Juistern als »Schwarze Bude« bekannt) wird um ein viertes Gleis erweitert. |
ab 1976 | Bau des neuen Deiches vor dem Bahnhof. Hierdurch wird noch das Deichschart geschaffen, das allerdings nur noch sechs weitere Jahre lang die Inselbahn vor der See schützen wird. |
14.08.1979 | Der Gemeinderat von Juist beschließt den Bau eines ortsnahen Hafens und damit auch die Einstellung der Inselbahn. |
11.03.1982 | Einstellung des Bahnbetriebes und gleichzeitig die provisorische Eröffnung des neuen ortsnahen Hafens. |
24.03.1982 |
• Nolte: Die Juister Inselbahn. Nordhorn 1998.
Abschiedsfahrt der Inselbahn. Die Gleisanlagen werden abgebaut und in alle Winde zerstreut. Lediglich Lok Carl bleibt für weitere sechzehn Jahre am Bahnhof als »Denkmal« stehen. |