Dagebüll - Oland - Langeneß

Halligbahn. Foto: Malte Werning
Ihren Ausgangspunkt hat die 900mm-spurige Bahn am Bauhof und Lorenbahnhof Dagebüll Foto: M. Werning

Die Halligen Oland und Langeneß befinden sich in der nordfriesischen »Halligenwelt« südöstlich der Insel Föhr.

Oland (dänisch friesisch Ualöön) ist die kleinere der beiden Halligen und nur rund 2,2 Kilometer innerhalb ihres Sommerdeichs lang bei einer Breite von durchschnittlich 500 m (Gesamtfläche heute 0,96 km²). Auf ihr gibt es nur eine einzige gemeinschaftliche Warft mit 17 Häusern zuzüglich Kirche, einem Feuerwehrgerätehaus, Dieselgeneratorraum und dem bei Leuchtturm-Fans recht bekannten Quermarkenfeuer Oland.

Deutlich größer ist Langeneß mit 10 km Länge und einer Breite von bis zu 1.400 m (Gesamtgröße 956 ha), die sich aus ursprünglich drei getrennten Halligen (Nordmarsch, Butwehl, Langeneß) zusammensetzt. Hier existieren heute gleich 16 Warften mit insgesamt 58 Haushalten. Beide Halligen bilden zusammen die Gemeinde Langeneß-Oland.

Halligbahn. Foto: Malte Werning
Eine Lore erreicht die Ausweiche "1500" zwischen Dagebüll und Oland Foto: M. Werning

Schon im Jahre 1860 wurde Oland erstmalig mit einem Damm Richtung Fahretoft / Ockholm mit dem Festland verbunden, der jedoch mehrfach, zuletzt 1924, durch Sturmfluten zerstört wurde. Erst der 1925 begonnene Damm zwischen Oland und Dagebüll hat bis heute Bestand. Für den schnellen Transport von Mensch und Material wurde bereits damals ein Feldbahngleis auf dem Damm verlegt, das über Oland weiter zur Hallig Langeneß führt und so eine Länge von rund 9 km erreicht.

Vordringlicher Zweck des Damms war die endgültige Verhinderung von Umspülungen und Abbrüchen, d.h. die Befestigung der Ufer. Durch die Strömungen des Meeres und die immer wiederkehrenden Sturmfluten unterlägen Halligen ohne Uferbefestigung ständigem Landverlust bis hin zum Untergang.

Das damalige »Marschenbauamt«, heute Landesamt für Küstenschutz, Naturpark und Meeresschutz (LKN) entschied sich bei dem Bau der Lorenbahn für die heute ungewöhnliche Spurweite von 900 mm – wahrscheinlich, weil nach Aufgabe der Amrumer Inselbahn und Beendigung des Baus des Hindenburgdamms ausreichend weiterverwendbares Material zur Verfügung stand.

Die ganze Strecke wird ohne Signale lediglich »auf Sicht« befahren. 1,5 Kilometer vom Dagebüller Seedeich entfernt befindet sich eine durchfahrbare Ausweiche (»Fünfzehnhundert«), die entgegenkommenden Fahrzeugen das Rücksetzen erspart. Landseitig wären das rund 1.550 Meter bis zur Ausweiche am Dagebüller Deich und nach Oland fast 1.900 Meter bis zum Sommerdeich. Um das zeitraubende Rücksetzen und Rangieren zu vermeiden, gibt es die markierte Dammmitte »3000« (Driedusend). Wer dieser Markierung als Privatlorenführer am nächsten ist, hat das Wegerecht - der weiter entfernte muss wieder zurück. Darüber besteht Einverständnis unter allen Nutzern der Strecke. Die Fahrzeuge des LKN sind davon ausgenommen.

Halligbahn. Foto: Malte Werning
Auf dem Lorendamm zwischen Oland und Langeneß Foto: M. Werning

Durch die zwischen 2000 und 2009 für 5,8 Millionen Euro erfolgte Höherlegung der Strecke um 650 mm zwischen Dagebüll und Oland ist bis auf extreme Wetterverhältnisse (Sturmflut, Eis) ein tideunabhängiges Fahren möglich. Die Hallig Langeness ist mit der Fähre ab Schlüttsiel erreichbar, also vom Lorendamm unabhängiger als Oland, das keinen Fähranleger hat. Auch der Damm zwischen Oland und Langeneß wird bis voraussichtlich Ende 2013 erneuert und dabei erhöht.

Schon bald nach Fertigstellung des Damms zwischen Oland und Langeneß 1928 setzte der private Lorenverkehr, anfangs mit Segelloren, ein. Der Nachteil war dabei, dass immer nur eine Strecke gesegelt werden konnte, denn gegen den Wind musste geschoben werden. Die vorwiegend selbst gebauten Loren sind bis heute auf der dem Staat gehörenden und vom LKN betriebenen Strecke nur geduldet und unterliegen strengen Regeln, deren Nichteinhaltung zum Entzug der Lorenfahrerlaubnis führen kann. Die Halligbahnen haben den Status einer nichtöffentlichen Werkbahn.



• Rüsen, Petersen: Halligbahn. Gernrode 2010.
• Werning: Die Halligbahnen. In: Lokrundschau 181 (1999).
• Werning: Inselbahnen der Nordsee. München 2003, 2014.
• Angaben von Martin Freundlich und Jens Grünebaum, eigene Aufzeichnungen.
• bahn-express.de
• salzwiesenbahn.de/html/halligbahnen.html

Dem LKN stehen vier Dieselloks zur Verfügung (Seite Fahrzeuge), außerdem ein »Salonwagen«, zwei Aufenthaltswagen, Tieflader für Baumaschinen, Kipploren und eine Öllore für den Heizöltransport nach Oland. Dem stehen etwa 53 private Loren gegenüber. Diese Loren sind äußerst sehenswert: Auf einem verzinkten Stahl- oder einem massiven Holzrahmen ist ein Industriemotor (Benziner) mit Leistungen zwischen 3,5 und 9,5 PS montiert, der über ein Untersetzungsgetriebe und ein Bootswendegetriebe für die Fahrtrichtungsänderung zwei nebeneinander liegende Keilriemen treibt, die die Antriebsachsen bewegen. Es gibt inzwischen auch Loren mit Dieselmotor und sogar hydraulischem Getriebe. Die Loren sind vorwiegend offen, mit einfachen Sitzbänken oder auch mit geschlossenen Aufbauten. Sie müssen Lichter führen und sollen eine Hupe haben, um bei Zweifel Signal geben zu können. Außerdem werden sie im Zweijahresturnus durch einen sachverständigen Mitarbeiter des Amtes Pellworm auf Sicherheit und Fahrtüchtigkeit überprüft.

Text: Hanne-Ruth Rüsen, Malte Werning

lok-datenbank.de leuchttuerme.net Valid HTML 4.01 Strict