Die Sandbänke östlich von Wangerooge rückten erstmalig um 1840 in das Blickfeld Oldenburgs, als sich die Jademündung als ein geeigneter Standort für den Aufbau einer deutschen Kriegsflotte herauskristallisierte. An der schmalsten Stelle des Jadebusens sah man eine gute Lage für einen Kriegshafen: Die Jade stellte einen kürzestmöglichen Weg zur offenen See dar und war relativ stabil in ihrem tiefen Fahrwasser. Kopfzerbrechen bereiteten aber die Sandbänke in der Außenjade, die sich ständig verlagerten und vom Ostende Wangerooges in das Jadefahrwasser trieben. Für den explosionsartig ansteigenden Güterverkehr auf See, der ständig nach größeren Schiffen mit mehr Tiefgang verlangte, war die Versandung des Fahrwassers ein großes Problem.
Kritisch wurde die Lage um 1900, als Kaiser Wilhelm längst mit dem Aufbau seiner großen Kriegsflotte begonnen hatte. Die kaiserliche Werft in Wilhelmshaven bekam den Auftrag, Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrwassertiefen vorzuschlagen. Die »Jadekorrektion« sah vor, die Sandbänke östlich von Wangerooge, darunter »Olde Oog« und »Minsener Oog«, so umzugestalten, dass das Fahrwasser der Jade nicht weiter versandete. Das bedeutete den Bau langer Buhnen, mit denen die Sandbänke verbunden wurde. Der Name »Minsener Olde-Oog« wurde bald geprägt.
Neben reinen, aufwändigen Baggerarbeiten kam 1908 durch den seinerzeitigen Dezernenten, dem Geheimen Marineoberbaurat Mönch, der Vorschlag, die Blaue Balje zwischen Wangerooge und den Sandbänken aufzufüllen und mit Buschdämmen zu sichern. Auf diese Weise sollte Wangerooge mit Minsener Olde-Oog verbunden werden. Man erhoffte sich von dieser Maßnahme, dass der Flut- und Ebbstrom dann keinen weiteren Sand mehr durch die Blaue Balje in das Watt bringen würde und Wangerooges Landabtragungen ein Ende finden würden, die Jade also weit weniger versanden würde.
In einem ersten Schritt wurde 1909 ein 1.100 m langer Hauptdamm errichtet und ein Teil der Buhne C geschaffen. Für die Arbeiter wurde eine hochwassersichere Unterkunft auf Pfählen errichtet (sog. Schlengenbude). Vier Jahre später besaß der Hauptdamm bereits eine Länge über 3,6 Kilometer, außerdem wurde ein Schiffsanleger fertiggestellt. Mittlerweile zeichneten sich jedoch große Probleme mit dem Anschluss durch die Blaue Balje an Wangerooge ab. Das Vorhaben wurde zunächst verschoben und auf die Sicherung und Stabilisierung von Minsener Oog verlegt. In den 1930-er Jahren wurden die Baumaßnahmen wie auch auf dem benachbarten Wangerooge weitergeführt und auch erneut die Durchdämmung der Blauen Balje in Angriff genommen – die Kriegsereignisse verhinderten dann aber weitere Arbeiten in diese Richtung, wenngleich bereits einige schwere »Brocken« herabgelassen wurden. Geplant war es in diesem Zusammenhang, die bislang am Wangerooger Ostanleger endende Inselbahn bis nach Minsener Oog zu verlängern, wo eine Schiffsverbindung nach Wilhelmshaven enorme Fahrzeitvorteile geboten hätte.
Die Besatzungsmächte waren nach 1945 bemüht, Wilhelmshaven als Kriegshafen unbrauchbar zu machen und die Jademündung komplett versanden zu lassen. Eine Sprengung der Buhne A sollte das Notwendige erledigen, doch mit der Normalisierung der politischen Umstände blieben auch die Schäden an Minsener Oog nur marginal.
Vor allem Ende der siebziger Jahre fand Minsener Oog den Zustand, in dem es sich bis heute befindet: Über 10 Millionen m³ Baggergut wurden aus dem Jadefahrwasser in den Jahren 1975 und 1979/1980 aufgenommen und damit die Insel immer weiter vergrößert, die nun eine teilweise bis zu 12 m hohe Dünenlandschaft aufweist und ungefähr 370 ha groß ist. Durch das Anpflanzen von Strandhafer konnte der Landabgang größtenteils eingedämmt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war vor allem das WSA Wilhelmshaven auf Minsener Oog präsent: Hier arbeiteten ständig zwei Buhnenwärter im Schichtdienst, die verschiedene Wartungsaufgaben auf der Insel wahrnahmen. Neben dem 1976 entstandenen Radarturm befindet sich ein größerer Mannschaftsbereich in Form von aufgeständerten Pfahlbauten für die WSA-Mitarbeiter. In rund 400 Metern Entfernung befindet sich ebenfalls auf Pfahlbauten der Werkstatt- und Gerätebereich, der auch als "Betriebshof" für die Materialbahn dient. Am Ende der Buhne A befindet sich auch heute noch ein ehemaliger Flakturm aus Beton, der bis 1998 als Leuchtturm diente. Im Jahre 1998 wurde die ständige Präsenz des WSA auf Minsener Oog allerdings aus Kostengründen aufgegeben, heute wird die Insel nur noch bedarfsweise vom WSA angelaufen.
Minsener Oog bleibt allerdings weiterhin von Vogelwärtern bewohnt, die die WSA-Wohnbarracken ebenfalls mitbenutzen. Die Insel gilt als eines der bedeutendsten Forschungsgebiete für das Institut für Vogelforschung, hier ist vor allem auch ein großes Brutgebiet der Seeschwalbe. Seit 1946 ist der Mellumrat e.V. auf Minsener Oog präsent, der in der Bruzteit die Vogelbeobachtung übernimmt. Malte Werning