Das Schmalspurnetz der Insel Rügen hat sehr wechselvolle Jahre erlebt. Während sich der heutige noch existierende Abschnitt Putbus – Göhren durch den Bäderverkehr hohe Transportzahlen aufwies, blieben die übrigen Strecken vornehmlich vom Güterverkehr beherrscht, der mit dem Siegeszug des Straßenverkehrs nicht mithalten konnte.
Die wichtigsten Eckdaten der Rügenschen Schmalspurbahnen sind in der nachfolgenden Zeittafel aufgeführt. Über Ergänzungen und Korrekturen freuen wir uns immer. Zur besseren Orientierung hilft unsere Streckenübersicht (In Vorbereitung!).
1893 | Die Firma Lenz nimmt den Bahnbau zwischen Putbus und Binz in die Hand, mit dem die Seebäder im Osten Rügens erschlossen werden sollen. |
02.1895 | Die „Rügensche Kleinbahnen-Aktiengesellschaft“ wird gegründet, um die Betriebsführung der entstehenden Bahnlinie zu übernehmen. Zeitgleich wurden zwei weitere Streckenprojekte verfolgt, die allerdings zuerst dem landwirtschaftlichen Güterverkehr dienen sollten: Richtung Westen eine Verlängerung von Putbus über Garz zum Staatsbahnhof Altefähr, und eine betrieblich getrennte Strecke von Bergen (Rügen) bis in den Norden Rügens nach Altenkirchen. |
21.07.1895 | Streckeneröffnung der "Bäderbahn" Putbus – Binz. |
04.07.1896 | Die insgesamt 35,3 km lange Weststrecke Putbus – Altefähr wird am 4. Juli 1896 in ganzer Länge eröffnet. Der Kleinbahnhof Putbus wird damit zur Spitzkehre und zum Betriebsmittelpunkt der Schmalspurbahn. |
21.12.1896 | Die Nordstrecke Bergen (Rügen) – Altenkirchen wird eröffnet. Dabei wird der Breetzer Bodden mit einem Trajekt überwunden, nachdem der Bau eines Damms bzw. einer Brücke bereits im Planungsstadium wegen des Protestes der Fischer aufgegeben werden musste. Bis 1899 wächst das Streckennetz der RüKB auf beachtliche 97,7 km. |
um 1900 | Die RüKB entwickelte sich in ihren ersten Jahren ausgesprochen gut, vor allem die Bäderbahn kann auf beachtliche Fahrgastzahlen verweisen. Die Bahn bemüht sich allerdings erfolglos um eine parallel zur Normalspurstrecke vorgesehene Streckenverlängerung von Putbus nach Lauterbach, um den Hafen besser anzubinden. |
01.04.1910 | Der Provinzialverband der Provinz Pommern, Abt. Kleinbahnen / Landesbahndirektion Pommern (PLB), übernimmt die Betriebsführung der Rü.K.B. |
1911 | In Putbus kreuzte die Strecke nach Altefähr bislang in der nördlichen Bahnhofsausfädelung das regelspurige Staatsbahngleis niveaugleich. Mit dem Bau der auch heute noch bestehenden Brücke wird dieser Gefahrenpunkt aus der Welt geschafft. |
1914-1918 | Im Ersten Weltkrieg wird das Streckennetz im Norden Rügens um die Strecke Wiek – Bug für die Marineflieger erweitert. Dazu wird Baumaterial verwendet, das für eine geplante, aber nicht mehr umgesetzte Verlängerung der Nordstrecke nach Arkona bereits angeschafft worden war. Die Strecke war allerdings nur sehr kurz in Betrieb. |
01.04.1920 | Die Vereinigung vorpommerscher Kleinbahnen übernimmt die Betriebsführung der Rü.K.B. |
1935-1939 | Mit den umfangreichen Ausbauplanungen der rügenschen Eisenbahnen durch die neuen NS-Machthaber wird die Existenz der RüKB-Bäderbahn Putbus – Binz – Göhren in Frage gestellt. Neben dem Rügendamm als feste Querung des Strelasunds entsteht die neue normalspurige Strecke Lietzow – Binz, die das KdF-Seebad Prora erschließen soll. Diese sollte ursprünglich über Göhren bis Thiessow weitergeführt werden, was den RüKB-Abschnitt Binz – Göhren weitgehend überflüssig gemacht hätte. Auch Putbus – Binz wäre durch die Neubaustrecke nach Binz obsolet. Immerhin war eine Anbindung der RüKB an den neuen Normalspurbahnhof in Binz vorgesehen. Die Normalspurstrecke Lietzow – Binz wurde tatsächlich gebaut, alle anderen Planungen erstarben mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. |
1937 | Die RüKB wird der Landesbahndirektion Pommern unterstellt. |
1940 | Kraft Gesetzes geht die RüKB gemeinsam mit 23 anderen Bahngesellschaften in den „Pommerschen Landesbahnen“ auf. Die bisher existierende AG wird aufgelöst und die Schmalspurbahnen nun lediglich als „Rügensche Bahnen“ bezeichnet. |
1949 | Die ehemaligen RüKB wird verstaatlicht und geht in der Deutschen Reichsbahn in der sowjetisch besetzten Zone auf. |
1952 | In den 1950er-Jahren erlebt vor allem die Bäderstrecke (wie auch die Strecke Bergen – Lauterbach) eine erneute Blütezeit. Aus dieser Zeit soll der heutige Spitzname der Bahn, der »Rasende Roland«, stammen. Angesichts dieses Mehrverkehrs erprobt die DR den Einsatz von Loks der sächsischen Gattung IVK auf Rügen, die sich hervorragend bewähren. Bis 1970 gehören die Mallet-Loks daraufhin zum ständigen Bild des Schmalspurnetzes. |
12.1967 | Der Güterverkehr zwischen Altefähr – Putbus – Binz – Göhren wird vollständig eingestellt. Gleichzeitig endet auch der Personenverkehr zwischen Altefähr und Putbus, für die Reststrecke soll ein Auslaufbetrieb bis 1976 aufrecht erhalten werden.. |
1971 | Der Güterverkehr zwischen Bergen (Rügen) und Altenkirchen wird in kleineren Etappen vollständig stillgelegt. Damit ist das ehemalige RüKB-Netz bis auf den Personenverkehr auf der Bäderbahn Putbus – Göhren vollständig eingestellt. |
27.02.1975 | Die Strecke Putbus – Göhren wird als technisches Denkmal geschützt. Daraufhin beginnen umfangreiche Sanierungsarbeiten an dem maroden Oberbau. |
1991 | In Folge der deutschen Wiedervereinigung ist der Denkmalstatus der Strecke Putbus – Göhren erloschen. Es bildet sich rasch der „Förderverein zur Erhaltung der Rügenschen Kleinbahnen e.V.“, der sich um eine zukunftssichere Regionalisierung der Bahn im Hinblick auf das große Tourismuspotenzial bemühte. Es wurde festgestellt, dass die Bahn juristisch dem Land Mecklenburg-Vorpommern gehöre, aber weiterhin von der DR betrieben werden solle. |
1993 | Während DB und DR ihre Vereinigung zur Deutschen Bahn AG vorbereiten, werden die sechs noch vorhandenen Betriebsloks im Raw Görlitz aufgearbeitet. Die beiden noch aktiven Vulcan-Loks werden als Traditionsloks eingestuft und in historischer grüner RüKB-Farbgebung als 52 MH und 53 MH aufgearbeitet. Der Unternehmer Seidensticker stellt zudem für Sonderfahrten seine betriebsfähige Dampflok Nicki + Frank S. zur Verfügung. |
01.01.1996 | Die „Rügensche Kleinbahn GmbH & Co. KG“ wird als Teil der Unternehmensgruppe van Engelen im Dezember 1995 mit dem altbewährten Unternehmenskürzel „RüKB“ gegründet, um die Bahn ab dem Jahreswechsel unter neuer Obhut als ganzjährige Touristikbahn zu führen. |
1997 | Zum Jahresende übernimmt die RüKB auch die Fahrzeuge der Bahn für den symbolischen Wert von 1 DM. Es folgt ein aufwändiges Sanierungsprogramm, das Oberbau und Bahnsteige umfasst. Kleinbahnfreunde kritisieren die Sanierung als viel zu umfangreich, da der Charakter der Bahn durch Hochbahnsteige und schweres Schienenprofil Schaden nehme. |
30.05.1999 | Ein fast hundert Jahre altes Bauprojekt wird abgeschlossen: Die Normalspurstrecke Putbus – Lauterbach wird mit einer dritten Schiene versehen, so dass auch die Schmalspurbahn bis an den Lauterbacher Hafen fahren kann. Wegen fehlender Umsetzmöglichkeiten wird die ehemalige DB-Lok V 51 901 gekauft, um in diesem Abschnitt einen Wendezugbetrieb zu ermöglichen. Im stündlichen Wechsel fahren DB AG oder die Schmalspurbahn bis nach Lauterbach. |
05.2004 | Die Insolvenz der zur gleichen Unternehmensgruppe gehörenden Karsdorfer Eisenbahn (KEG) belastet die RüKB, die daraufhin im Mai an die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft (EBG) verkauft wird. Kurze Zeit später wird der Kauf wieder rückabgewickelt. Im November 2004 wird die RüKB erneut verkauft, diesmal an einen Zeitschriftenverleger. [Die Meldungen des Jahres 2004 sind im Meldungsarchiv von inselbahn.de abrufbereit] |
09.2005 | Die im Eigentum der Eisenbahnzeitschrift „Modelleisenbahner“ stehende neue Dampflok „99 4603“ wird bei der RüKB vorgestellt. Auch 99 4631 gelangt wieder zur RüKB, wird aber an anderer Stelle zunächst abgestellt. |
2007 | Der Besteller kündigt der RüKB den Verkehrsvertrag zum 31.12.2007. Über das ganze Jahr hinweg laufen Ausschreibungsverfahren, mit dem ein neuer Betreiber der Bahn gesucht wird. Das Land versucht, das Anlagevermögen der RüKB zurückzukaufen, um es an künftige Betreiber nur noch für die Dauer der Verkehrsverträge zu vermieten. |
07.12.2007 | Das Land Mecklenburg-Vorpommern und der Landkreis Rügen verkünden, dass in dem gemeinsam durchgeführten Vergabeverfahren die Verkehrsleistungen des »Rasenden Roland« an die Eisenbahn-Bau und Betriebsgesellschaft Preßnitztalbahn mbH (PRESS) ab dem 01.01.2008 vergeben werden. Die PRESS |
01.01.2008 | Beginn einer zweieinhalbmonatigen Stillstandphase für den Rasenden Roland: Der Landkreis und die (nunmehr beschäftigungslose) RüKB befinden sich im Rechtsstreit, so dass Mitarbeiter und Fahrgäste zunächst in der Luft hängen. Das Vergabeverfahren wird geprüft, RüKB und Landkreis können sich nicht über die Übereignung des Anlagevermögens einigen. |
18.03.2008 | Die RüBB beginnt mit regelmäßigem Zugbetrieb, zunächst nach einem Notfahrplan. In den kommenden Monaten werden die Dampfloks 99 4802, 99 782 und 99 784 in Jöhstadt aufgearbeitet. |
10.2008 |
• www.ruekb.de
Von der EBG wird die ehemalige Lok 7 der Mansfelder Bergwerksbahn unter der neuen Nummer "99 4011" geliehen und in Betrieb genommen. Die Leihlok 99 773 wird daraufhin wieder an die Fichtelbergbahn zurückgegeben.• Bauchspies/Jünemann/Kieper: Das große Buch der Rügenschen Kleinbahnen. Celle 2005. • Werning: Insel- und Bäderbahnen der Ostsee. München 2005. |