Fehmarns Inselbahn gehört zu den eher etwas traurigeren Kapiteln auf diesen Seiten, denn heute reduziert sich der Bahnverkehr auf einen reinen Transitdienst zwischen Deutschland und Skandinavien. Auch der Fährbahnhof Puttgarden entwickelt nicht mehr den Eindruck, als ginge es um den Verkehr auf der 185 m² großen Ostseeinsel, sondern nur noch um den Verkehr über sie. Letzten Endes ist Fehmarn nur noch ein kurzer Betriebshalt entlang der Vogelfluglinie.
Auf Fehmarn entwickelte sich die Eisenbahn ab 1905, als die Bahnverbindung von Neustadt (Holst) aus 1897/98 Heiligenhafen erreichte und 1903 bis Großenbrode verlängert wurde. Von hier aus entstand eine Fährverbindung über den Fehmarnsund. Nach dem Zweiten Weltkrieg sank der Stern der Fehmarner Bahn wieder, und heute zeugen größtenteils nur noch einige wenige Gleisreste von dem einstigen Streckennetz.
Die wichtigsten Eckdaten des Bahnverkehrs auf Fehmarn sind in der nachfolgenden Zeittafel aufgeführt.
23.10.1903 | Von Lütjenbrode aus erreicht die Kleinbahn Lütjenbrode - Orth die Ortschaft Großenbrode, wo eine Fährstation "Großenbrode Fähre" für die Überfahrt zur Insel Fehmarn entstand. Der Fährverkehr nach Fehmarn wird am gleichen Tag mit dem 23,1 m langen Fährschiff »Fehmarnsund« aufgenommen, das noch bis 1949 hier im Einsatz steht. Die Betriebsführung obliegt der Kreis Oldenburger Eisenbahn (KOE), die wiederum betrieblich von der Königlichen Eisenbahndirektion Altona der Preußisch-Hessische Staatseisenbahnen geführt wird. |
02.09.1905 | Eröffnung der Eisenbahn auf Fehmarn von Fehmarnsund über Burg, Landkirchen und Petersdorf bis nach Orth (20,7 km). Mit dem erwähnten Fährschiff werden Fahrzeuge zwischen Großenbrode und Fehmarnsund trajektiert. |
1923 | Die Betriebsführung geht auf die RBD Schwerin der Deutschen Reichsbahn über. Diese Konstellation entwickelt sich aber nicht zufriedenstellend, und kurz darauf wird die Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn (EBOE) mit der Betriebsführung beauftragt. |
09.11.1927 | Indienststellung des neuen 38,3 m langen Fährschiffs »Fehmarn«, das das bislang verkehrende Fährschiff »Fehmarnsund« ergänzt. |
01.07.1931 | Die KOE übernimmt selber die Betriebsführung über ihre Strecken und schafft in der Folge neue, eigene Fahrzeuge an. |
1939 | Im Zuge der Kriegsvorbereitung und des Kriegsausbruchs wird auch die Bahn auf Fehmarn stark beansprucht, da mehrere Militärstellen auf der Insel bedient werden müssen. |
01.08.1941 | Die KOE wird verstaatlicht und geht in der Deutschen Reichsbahn auf. Im Vorfeld haben die bereits lange diskutierten Baupläne der angedachten »Vogelfluglinie« zwischen Deutschland und Dänemark Baureife erlangt und werden in einem 1941 geschlossenen Abkommen besiegelt. Zwei Jahre später beendete die fortschreitenden Kriegshandlungen den weiteren Bau. |
27.09.1949 | Wenige Tage nach Gründung der Deutschen Bundesbahn wird als Ersatz für das veraltete Fährschiff »Fehmarnsund« der 41 m lange Neubau »Schleswig-Holstein« in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr werden die Planungen zum Bau der »Vogelfluglinie« wieder aufgegriffen und fortgeführt. |
1951 | Umbau des Fährschiffs »Fehmarn«, wobei der Rumpf auf 53,3 m verlängert wird. |
15.07.1951 | Zwischen dem provisorischen neuen Hafen Großenbrode Kai und Gedser [DK] wird der Fähr- und Trajektverkehr von DB und DSB aufgenommen, der eine Zwischenlösung zur geplanten Vogelfluglinie darstellen soll. |
02.06.1956 | Der Personenzugverkehr zwischen Orth und Burg wird eingestellt. |
30.04.1963 | Im Vorfeld auf die Eröffnung der Vogelfluglinie wird der Gesamtverkehr auf dem Abschnitt Fehmarnsund – Burgstaaken mitsamt der Fehmarnsundfährverbindung eingestellt. Gleichzeitig wird offiziell der Abschnitt Großenbrode - Burg West (mitsamt der neuen Fehmarnsundbrücke) einschließlich einer Verbindungskurve zum alten Bahnhof Burg in Betrieb genommen. |
14.05.1963 | Eine der wichtigsten Daten in dieser Zeittafel. Die Fehmarnsundbrücke wird offiziell eröffnet, mit ihm der neue Fährhafen von Puttgarden und die Vogelfluglinie selbst. Gleichzeitig geht der verbleibende Abschnitt Burg West - Puttgarden in Betrieb. Die Fahrzeit über den Fehmarnbelt dauert nur noch 55 Minuten ab Puttgarden bis zum neuen Fährhafen Rødby Færge auf dänischer Seite, die Fähren brauchten zuvor von Großenbrode Kai aus 2 Stunden 45 Minuten. In Puttgarden eröffnet das Bahnbetriebswerk für die vornehmlich dem Güterverschub dienenden Rangierloks und die umsetzenden Streckenloks. Die Vogelfluglinie wird von Anfang an komplett mit der Dieseltraktion bestritten, so dass die Lokbehandlungsanlagen entsprechend gestaltet wurden (Das Bw in Heiligenhafen wird dagegen geschlossen). Einen Tag vor der Eröffnung der neuen Fernstrecke wird der Reisezugverkehr zwischen Burg und Burgstaaken eingestellt. Damit findet Personenverkehr auf dem alten KOE-Netz nicht mehr statt. |
1974 | Nördlich von Neustadt (Holstein) wird auf Grund der dünnen Besiedelung der Nahverkehr auf der Schiene auf ein Minimum reduziert. Auf Fehmarn verbleiben Burg und Puttgarden als Eilzughalte. Einstellung des Güterverkehrs zwischen Orth und Petersdorf. |
30.05.1976 | Der Bahnhof Burg, der nur über das Gleisdreieck angefahren werden kann, wird nur noch in den Sommermonaten vom »Fehmarn-Express« angefahren. Der Zug fährt zunächst bis Puttgarden und setzt dann nach Burg zurück. |
25.09.1983 | Der Reisezugverkehr nach Burg wird eingestellt. |
1988 | Der Güterverkehr zwischen Petersdorf und Landkirchen wird eingestellt. |
03.1994 | Der Güterverkehr zwischen Landkirchen und Burg wird als letztes Teilstück der alten Inselbahnstrecke eingestellt. |
31.05.1997 | Der Güterverkehr auf der Vogelfluglinie wird eingestellt, nachdem die feste Querung des Großen Belts in Dänemark eröffnet wird und die schneller Verbindung zwischen Deutschland und den skandinavischen Ländern darstellt. Nur noch dänische IC3-Triebzüge, die ohne Rangieraufwand auf die Schiffe rollen können, werden nun noch trajektiert. |
03.09.2008 | Der Staatsvertrag über die feste Fehmarnbelt-Querung wird von Deutschland und Dänemark unterzeichnet. Die Vogelfluglinie hat für den internationalen Verkehr nach Eröffnung der schwedisch-dänischen Öresundbrücke über den Großen Belt enorm an Bedeutung verloren. Zur Aufwertung der Linie ist die Elektrifizierung geplant. |
2010 | Ein kleiner Lichtblick: Es fahren wieder Regionalbahnen von Lübeck über Fehmarn-Burg nach Puttgarden. Die Triebwagen der Baureihe 628 fahren im Zweistundentakt, wobei ein Zugteil jeweils hinter Sierksdorf abgetrennt wird und nach Neustadt (Holstein) fährt. |
08.2014 | Nach eingehenden Untersuchungen steht fest, dass die Fehmarnsundbrücke baufällig ist und möglicherweise kurzfristig gesperrt werden muss. Der Bund hat Schleswig-Holstein damit beauftragt, mit den Planungen für einen kompletten Neubau der Fehmarnsundbrücke zu beginnen. Schon im Januar 2013 wurde festgestellt, dass die Brücke den künftigen verkehrlichen Mehrbelastungen durch die feste Fehmarnbeltquerung nicht standhalten kann und verstärkt werden muss. |
01.2017 |
• www.kuestenbahn.de/fehmarn
Das Empfangsgebäude von Burg am Ortsrand der Stadt weicht einem geplanten Häuserneubau. Bis 2016 befand sich noch eine Gastwirtschaft in dem betagten Gebäude aus dem Jahre 1907. Für die Eisenbahn selbst hatte das Gebäude schon seit vielen Jahren keine Funktion mehr, Gleise liegen hier seit langem nicht mehr.• Werning: Insel- und Bäderbahnen der Ostsee. München 2005. • Hinweise von Matthias Töwe |